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07.03.2024

Leptospirose beim Hund – was muss ich wissen?

Es ist bald soweit, die schöne Jahreszeit steht vor der Türe. Wir gehen mit unseren Hunden spazieren, lassen sie in Teichen, Bächen und Flüssen schwimmen und toben. Eine willkommene Abkühlung, und natürlich absolut viel Spaß für die Wasserratten unter unseren Hunden.
 Aber aufgepasst, auch die Leptospiren, Erreger einer potentiell tödlichen Infektionskrankheit, haben jetzt Hochsaison.
Leptospirose ist eine bakterielle Erkrankung, die mittlerweile in einigen Gebieten Deutschlands Einzug gehalten hat. Hier z.B. Berlin! Speziell in den letzten Jahren hat eine erschreckend hohe Zahl an Patienten in Tierkliniken geführt.
Hunde sind die Hauptleidtragenden und werden dem Tierarzt i.R. vorgestellt wegen akutem Nierenversagen, manchmal zusätzlich mit Leberbeteiligung und/oder Gerinnungsstörungen.  Aber auch tauchen immer mehr  Patienten auf, die nebst dem Nierenversagen plötzlich fortschreitende Atemprobleme zeigen,
weil sie in die Lunge bluten – eine Komplikation, die leider zu plötzlichem Versterben der Hunde führen kann.
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                                                                                                  Bilder Vetsuisse Fakultät Bern

Akutes Nierenversagen ist nach wie vor die Hauptmanifestation von Leptospirose beim Hund. Die Nieren sind vorübergehend zu krank, um ihre normalen Funktionen wie v.a. die Entgiftung des Körpers durchzuführen. Diese Abbauprodukte, die nicht mehr ausgeschieden werden, machen den Patienten krank. Sie führen zu Übelkeit und Durchfall, zunehmend auch zu Schwäche und im Endstadium zu Bewusstseinsveränderungen und schlussendlich zum Versterben. 
Die gute Nachricht ist, dass sich die Nieren bei akutem Versagen infolge Leptospirose in den meisten Fällen erholen können – zumindest bis zum Punkt, wo sie vorher waren. D.h. falls zuvor schon ein chronisches Nierenproblem vorhanden war, so werden die Nieren natürlich nicht wieder neu sein. Es ist auch möglich, dass bei vorher völlig normal funktionierenden Nieren ein gewisser chronischer Schaden zurückbleibt, aber die große Mehrheit der betroffenen Hunde kann nach dem Überstehen der akuten Erkrankung ein ganz normales Leben weiterführen. Die Phase, in der sich die Nieren erholen müssen und ihre Arbeit nicht machen können, muss nun aber zunächst überbrückt werden, um den Hund bei vernünftigem Allgemeinbefinden am Leben zu erhalten. 
In schweren Fällen kann Hämodialysetherapie diese Aufgabe übernehmen und die Nieren somit „zur Kur“ schicken. Die Dialysebehandlungen, im Volksmund auch „Blutwäsche“ genannt, dauern i.d.R. jeweils 3-4 Stunden, danach wird der vierbeinige Patient wieder auf die Intensivpflegestation verlegt. Im Durchschnitt sind 3-5 Dialysebehandlungen nötig, verteilt auf rund eine Woche, bis die Nieren langsam wieder anfangen zu funktionieren und die Giftstoffe selber ausscheiden können.
Danach folgt eine weitere Phase der Erholung, in der die betroffenen Hunde noch weiterer Therapie bedürfen wie u.a. Infusion, d.h. die meisten Hunde mit Leptospirose bleiben zwischen 10 bis 14 Tagen in der Klinik. Die Prognose für die Nieren ist bei Leptospirose also recht gut und diese Erkrankung ist eine ideale Indikation für die Hämodialyse. Wichtig ist allerdings zu wissen, dass die Dialysebehandlung weder die Leptospiren entfernt (dies erledigen die Antibiotika) noch die Nieren „heilt“ – die Maschine übernimmt lediglich die Funktion der Entgiftung des Körpers, welche die Nieren vorübergehend nicht ausüben kann. Somit ermöglicht diese Therapieform, das Tier bei gutem Allgemeinbefinden am Leben zu erhalten, während sich die Nierenfunktion (hoffentlich) wieder erholt.

Die Leber kann bei Leptospirose ebenfalls betroffen sein, ist i.R. und bei korrekter medikamenteller Behandlung jedoch nicht der limitierende Faktor für’s Überleben. Auch größere Langzeitschäden sind in diesem Organ im Allgemeinen nicht zu erwarten.
Einige Hunde neigen zu Gerinnungsstörungen, ausgelöst durch die Bakterien. Dies kann lebensbedrohlich sein, da die Patienten überall hin bluten und im schlimmsten Fall innerlich verbluten können. Eine rechtzeitige Erkennung dieser Manifestation von Leptospirose mit entsprechender Therapie – Behandlung mit Plasma- und ev. Bluttransfusionen – ist essentiell.
Leider hat diese gefürchtete Infektionskrankheit in den letzten Jahren neben dem akuten Nierenversagen noch ein neues Gesicht gewonnen – die akuten und schwer therapierbaren Lungenblutungen. In der Veterinärmedizin scheint das Auftreten regional verschieden, in unseren Breitengraden  allerdings in den letzten Jahren neu aufgetreten und stark verbreitet zu sein. Die klinischen Symptome können zwischen kaum sichtbar, leichter Erhöhung der Atemfrequenz bis zu hochgradige Atemnot und
Erstickungstod variieren – und die einzelnen Stufen können z.T. nahtlos und innerhalb von einigen Minuten ineinander übergehen. Nicht jeder betroffene Hund zeigt klinische Symptome von Atemnot. Diese korrelieren auch oft nicht sehr gut mit den Veränderungen im Lungenröntgen, aber Lungenblutungen können jederzeit
sehr akut auftreten und sehr rasch lebensbedrohlich bzw. limitierend für den Therapieerfolg werden. Lungenblutungen bei Leptospirose sind sehr unvorhersehbar im Ausgang, d.h. auch Hunde mit leicht- bis mittelgradiger Atemnot können sich durchaus erholen – oder eben auch nicht. Ein gutes Besitzergespräch schon frühzeitig in der Behandlung bzw. nach Diagnosestellung ist daher eminent wichtig. Bei gewillten Besitzern und solange es medizinisch vertretbar ist (Grad der Atemnot) lohnt es sich aber praktisch immer, eine Therapie zu probieren.

Prinzipiell sind die betroffenen Hunde – obwohl sie vor allem viel Ruhe und wenig Manipulation brauchen – eine therapeutische Herausforderung und sind i.R. sehr intensiv bezüglich therapeutischen Entscheiden. Zusätzlich muss selbstverständlich die Leptospireninfektion behandelt werden, wobei es wichtig ist, die richtigen Antibiotika so früh wie möglich zu starten bei Verdacht. Symptomatische Therapie für die verbleibenden Manifestationen (Nierenversagen, Leberprobleme, allfällige Gerinnungsstörungen etc.) versteht sich von selber.

und nun kommt der spannende Teil:

Worauf muss ich achten?

Erste Symptome beinhalten v.a. Appetitverlust, Erbrechen, Durchfall, Müdigkeit, Schwäche, Lustlosigkeit, Fieber, steifer Gang durch Muskelschmerzen, vermehrtes Trinken und Harnabsetzen oder später keine Harnproduktion mehr, erhöhte Atemfrequenz und möglicherweise Atemnot.
Wichtig: beim Auftreten der ersten Symptome zeigen die Blutteste oft noch ein negatives Resultat an, da der Körper noch nicht genug Zeit gehabt hat, zu reagieren. Bei begründetem Verdacht ist es daher wichtig, den Bluttest nach 10 -21 Tagen zu wiederholen. Die korrekte Diagnosestellung ist wichtig, da Hunde nach durchgemachter Infektion weiterhin Träger der Bakterien bleiben können, solange sie nicht eine abschließende Antibiotikakur genossen haben.

Wie steckt sich der Hund an?
Leptospiren sind Bakterien, die es gerne warm und feucht haben. Daher sind sie bei uns v.a. in den Frühlings- bis Spätsommermonaten aktiv, leben in stehenden Gewässern, Pfützen und Tümpeln. Reservoirtiere sind v.a. kleine Nager (Ratten, Mäuse etc.), welche die Bakterien via Harn ausscheiden und somit die Umwelt kontaminieren. Sie dringen v.a. über Schleimhäute, aufgeweichte Haut und Hautverletzungen in den Körper ein, also z.B. beim Trinken aus verseuchten Tümpeln oder beim Badespaß in entsprechenden Gewässern.

Was soll ich unternehmen?
 Bei entsprechender Symptomatik an Leptospirose denken.
 Den Hund rechtzeitig einem Tierarzt vorstellen.
 Je früher der Verdacht geäußert, die Diagnose gestellt und die Therapie gestartet wird, desto höher sind die Überlebenschancen

Man kann seinen Hund gegen Leptospirose impfen lassen. Aktuelle, handfeste Studien, die über einen Erfolg der Impfung sprechen gibt es leider bis heute nicht.  Auch wenn der Hund geimpft ist, heißt es nicht, dass er Leptospirose nicht bekommen kann!

Dieser Beitrag dient nicht dazu, Angst und Schrecken zu verbreiten, noch, unseren Hunden das Baden zu verbieten. Ich würde sagen “Holzauge sei wachsam” ist das Motto.
Einfach weiterhin genießen, ABER bei ersten Anzeichen sofort regieren. Je eher man es erkenn / vermutet, den TA drauf hinweist, vielleicht auch ein bisschen “beharrlich” ist, desto eher kann den Hunden geholfen werden.

Admin - 07:48 @ Gesundheit, Nicht so schön | Kommentar hinzufügen

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