Meine Gedanken zu verschiedenen Themen rund um die Welt der Hunde

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23.05.2023

Scheinträchtigkeit / Scheinschwangerschaft

Wenn die Hündinnen meiner Welpeneltern in Ihrer erste oder auch zweite Läufigkeit sind, poppt im Nachgang das Thema „Scheinträchtigkeit“ auf.
Ich habe dies zum Anlass genommen, mal mit ein paar Mythen und auch Ammenmärchen aufzuräumen. Denn eines müsst Ihr Alle wissen, MUTTER NATUR IST EIN GANZ SCHLAUER FUCHS!

Zuerst werde ich mal ein bisschen fachlich, und erkläre Euch, wie der normale Zyklus einer Hündin ist.
Hndin_Geschlechtsorgane.jpg
Im Vergleich zum Rüden, der hormonell und anatomisch recht übersichtlich ist, weist die Hündin eine Reihe von Besonderheiten auf. Insbesondere ist sie durch die abwechselnde Tätigkeit verschiedener Hormone auch im Verhalten ganz anders „eingestellt“ als der Rüde.
(Na, kommt Euch Herren das bekannt vor 😉 )

Eine Hündin ist in ihrem Leben durchschnittlich zweimal pro Jahr läufig. Die meisten Hundedamen werden zum ersten Mal im zarten Alter von 6-15 Monaten läufig. Kleinerer Rassen werden häufig etwas früher läufig als Hunde größerer Rassen.
Anhand der Zeichnung könnt Ihr gut die Anordnung der Geschlechtsorgane der Hündin sehen.
Nicht zu den weiblichen Geschlechtsorganen gehört das Gesäuge! Die Milchdrüsen eines Hundes und generell jedem Säugetier sind umgewandelte Schweiß- und Talgdrüsen. Somit gehören sie anatomisch zu den Hautdrüsen. Auch wenn sie von manchen Hormonen (Oxytocin und Prolaktin) gesteuert werden, so sind diese im eigentlichen Sinne KEINE Sexualhormone. Es sind Hormone der Hirnanhangsdrüse.
Der Zyklus einer Hündin ist in vier Phasen unterteilt.

Erste Phase - Proöstrus (Vorbrunst)
Die durchschnittliche Dauer der Vorbrunst liegt bei 9 Tagen. Es ist der erste Teil der Läufigkeit. Die Vulva der Hündin schwillt an und blutiger Ausfluss tritt aus. Die Menge kann hierbei sehr stark von Hund zu Hund variieren.
Die Hündin ist zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht fruchtbar, riecht jedoch für die Herren der Schöpfung aber schon sehr interessant. Zu aufdringliche Herren werden von ihr auch noch weggebissen oder sie versucht ihnen zu entkommen.

Zweite Phase - Östrus (Brunst)
Die Hündin ist nun deckbereit – Standhitze nennt man dies auch!
Die Hündin wird nun bereitwillig stehen bleiben und die Rute auf die Seite drehen, wenn sich ein interessierter Rüde nähert. Durchschnittlich dauert der Östrus neun Tage an, schwankt aber auch je nach Hündin. Die Vulva ist nun nicht mehr ganz so stark geschwollen und der Scheidenausfluss wird wässriger, manchmal auch schleimartig.
Während des Östrus finden mehrere Eisprünge. Eine Hündin könnte auch von mehreren Rüden schwanger werden - also Achtung!
Wusstet Ihr, der Samen eines Rüden kann bis zu 7 Tage in der Hündin „überleben“. Zeigt, dass sie echt Geduld haben 😉

Dritte Phase - Metöstrus (Nachbrunst)
Nun lassen die Läufigkeitssymptome wieder nach. Die Vulva schwillt ab, der Ausfluss wird zunächst oft gelblich und verschwindet schließlich ganz. Obwohl unser Hundedame ab diesem Zeitpunkt äußerlich keine Anzeichen einer Läufigkeit mehr zeigt, gibt es aber noch über einige Wochen eine hormonelle Veränderung! Die Gelbkörper, die nach dem Eisprung an den Eierstöcken entstehen, produzieren das Hormon Progesteron. Dieses Hormon sorgt dafür, dass der Embryo, die für seine Einnistung und sein Wachstum benötigten Bedingungen in der Gebärmutter vorfindet. Die Gelbkörper produzieren das Hormon in dieser Zyklusphase unabhängig davon, ob es zu einer Befruchtung gekommen ist oder nicht! Erst nach etwa neun Wochen sind die Gelbkörper abgebaut.
Nun stößt die Hündin mit dem sinkenden Progesteron-Spiegel aber die Ausschüttung des Hormons Prolaktin an. Prolaktin stößt nun die Milchproduktion an – und so kommt es zu der “Scheinträchtigkeit”.
Eine Hündin trägt übrigens durchschnittlich 63 Tage, also genau neun Wochen!
Darum ist der Begriff “Scheinträchtigkeit” eigentlich falsch! Da die Milchproduktion ja nicht während der Schwangerschaft, sondern bei der Mutterschaft entsteht.

Vierte Phase - Anöstrus (Ruhephase)
Die Läufigkeit einer Hündin endet mit der Anöstra-Phase. Das Hormonlevel pegelt sich wieder auf ein normales Maß ein.

Dem nun aber nicht genug! Hormone sorgen für Veränderung im Verhalten der Hündin.
Die erste Gruppe, wäre die Gruppe der Östrogene. Diese haben ANGST und STRESSLÖSENDE Nebenwirkungen im Gehirn. Also, sind diese Hormone WICHTIG. Sie sind der Gegenspieler, wenn bei unseren Hunden Angst und Stress entsteht. Am Rande sei erwähnt, bei den Rüden ist es das Testosteron!

Der zweite Teil des Hormonsystems der Hündin ist das Progesteron!  Es wird nach der Läufigkeit (Dritte Phase) produziert. Progesteron stammt aus dem Gelbkörper, und beeinflusst die Gewichtszunahmen, Veränderung des Stoffwechsels, Fetteinlagerungen aber auch das Verhalten der Hündin. Progesteron „gesteuert“ Hündinnen wirken eher ruhig, vorsichtig, ängstlich bis hin zu depressiv.
So, und nun möchte ich euch erklären, warum es so ist, warum diese verschiedenen Stadien durchlaufen werden, und warum ich sage „Mutter Natur ist ein ganz schlauer Fuchs.

Ganz einfach! 

Gehen wir zu den Wölfen, die immer herhalten müssen, wenn es um das Verhalten unserer Hunde geht. Wer glaubt, dass in einem Rudel in der freien Natur, jede Hündin vom Leitrüden gedeckt wird, der liegt falsch. In der Natur überleben nur die Stärksten der Stärksten, als deckt der Leitrüde auch nur die stärksten Hündinnen. Nichts desto trotz, haben auch die „nicht gedeckten“ Hündinnen - die vermeidliche Schwachen - eine Aufgabe mit Ihrer Läufigkeit, begleitet von der Scheinträchtigkeit. Sollte die tragende Hündin, durch Tod, Krankheit oder was auch immer, nicht in der Lage sein, den Nachwuchs zu säugen, ernähren, und somit für das Überleben der Welpen sorgen, übernehmen genau diese „scheinträchtigen Hündinnen“ den Part der Mutterhündin. Somit ist der Fortbestand der Rasse sichergestellt. Darum entwickelt sich die Milchleiste. Es ist ein Plan der Natur, der absolut natürlich ist. “EVOLOTION“
Würden wir über Computer reden, wären sie Quasi das Backup unserer sensiblen Daten 😉
Dies war sehr schön zu sehen bei meinem E und F Wurf. Loki hatte 1 Zitzen und 8 Welpen. Toni hatte 9 Zitzen und 12 Welpen. Loki hat Welpen von Toni in der Anfangszeit zum säugen “übernommen”. Somit war der Fortbestand der Welpen gesichert ohne mein Zutun.

Und hier sind wir nun an dem Punkt, wo das immer wieder aufpoppende Thema Kastration ins Spiel kommt. Die Gerüche, dass eine Kastration das einzige Mittel ist, um Gesäuge Tumore zu verhindern oder aber das sich Gebärmutterentzündungen entwickeln können, sind schlichtweg nicht richtig.
Ich spreche mal die Frauen unter uns an. Wir alle wissen, es gibt Brustkrebs! Und rennen wir alle zum Arzt und lassen uns die Brüste entfernen, weil wir vielleicht eine derer sein könnten, die Brustkrebs bekommt? Also ich nicht. Es reicht, wenn ich agiere, wenn ich die Diagnose bekomme. Klar gibt es die berühmten Ausnahmen, wo Brustkrebs in der ganzen Familie über Generationen eine Rolle spielt, dann mag man es vorsorglich tun, aber bitte doch nicht, weil man weiß, es gibt Brustkrebs.
Klar ist natürlich auch, wenn man eine Hündin kastriert und Ihr die Gebärmutter dabei entfernt, kann sie keine Gebärmutterentzündung bekommen. Das ist logisch, wo nix ist, kann nix entstehen. ABER, wer seine Hündin nach jeder Läufigkeit beobachtet, und auf folgende Symptome achtet, der ist gut beraten, ebenfalls keinerlei Probleme in der Hinsicht zu bekommen.
Die Symptome sind: übermäßiges Trinken, erhöhte Körpertemperatur, Mattigkeit und ggfls. Scheidenausfluss.
Treten diese Symptome auf, sollte man dem Tierarzt zur Abklärung einen Besuch abstatten.

Und als kleinen Hinweis, möchte ich euch noch eins auf den Weg geben, bevor Ihr über eine Kastration nachdenkt: Eure Hündin kann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Inkontinent werden, was bedeutet, dass sie bis an Ihr Lebensende Medikamente bekommen muss. Wichtige Hormone, die Ihren Angst- und Stresslevel „ausbalancieren“ fallen weg!
Denkt bitte immer daran, die Kastration “ohne Grund” ist laut Tierschutzgesetz § 6 verboten:
“Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.”
Scheinschwangerschaften/Scheinschwangerschaften rechtfertigt keine Kastration, denn es ist von der Natur so gewollt, und absolut normal.

Es gibt Hündinnen die neigen mehr, andere weniger zu Scheinträchtigkeit / Schweinschwangerschaft. 
Für die, die stark dazu neigen, ein Tipp, um das ganze ein wenig einzudämmen. Nehmt Ihr Stück für Stück zu Beginn der Läufigkeit (erste Phase) Ihre Spielzeuge oder Stofftiere die frei rumliegen weg. Bunkert sie für ca. 90 Tage, bis alles vorbei ist. Sie fangen an, Nester zu bauen, sie wollen die Stofftiere „bemuttern“…

Weiterhin: in der GESAMTEN ZEIT der Läufigkeit „FINGER weg vom Bauch“ gerade wenn ihr seht, die Milchleisten schwellen an, nicht anfassen, nicht streicheln! Das animiert zur „Milchproduktion“, denn die Welpen animieren mit ihren Fußtritten die Milchleiste zur Produktion an.
Auch das gutgemeinte einschmieren mit Quark oder was auch immer, feuert die Milchproduktion an!
Es gibt das ein oder andere „natürliche Mittel“, welches die Hündin unterstützen kann bei dem Prozess den sie durchläuft.
Man kann auch ein „Gegenhormon“ bekommen, um den natürlich Vorgang frühzeitiger abzubrechen, aber das halte ich für einen Eingriff in einen natürlichen Prozess, ob es sein muss, muss jeder für sich eigenverantwortlich entscheiden.
So, ich hoffe, ich konnte ein bisschen Licht ins Dunkle bringen.
Hinterlasst mir gerne ein Kommentar, eure Meinung, ich freue mich!

Admin - 15:10 @ Allgemein, Gesundheit | Kommentar hinzufügen

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